Seit Tagen berichten die Medien über die Flutkatastrophe in Pakistan. In vielen Berichten wird eine „schwache“ Spendenbereitschaft angesprochen.
(Indus-Fluss in Pakistan. Imagefoto von Flickr-User xitus)
Das könne, so wird dann regelmässig vermutet, an der hiesigen Ferienzeit liegen, die Präsidentin der Welthungerhilfe sieht laut eines Artikels auf Spiegel-Online eine Ursache in der Fremdartigkeit des Landes.
Ich möchte andere Gründe in die Diskussion werfen.
– Trotz massiver Spenden sehen wir, dass in Haiti die Not bisher nicht wirksam beseitigt wurde. Könnte darin die Ursache für ein Misstrauen in den Sinn- und Zweck deutscher Spenden entstanden sein?
– Am Wochenende hat unsere Bundesregierung die Mittel für Pakistan von 10 auf 15 € Mio aufgestockt. Währenddessen fließt mehr als das 200fache in jedem Jahr für militärische Mittel in das Nachbarland Afghanistan. Vielleicht kommt der ein- oder andere „Durchschnittsbürger“ mit den Relationen nicht mehr klar, und verweigert sich der Spendenbereitschaft?
– Entgegen intensivster Diskussionen und Ankündigungen zum Klimawandel haben sich „unsere“ Politiker (zuletzt in Kopenhagen) nicht auf Klimaschützende Maßnahmen geeinigt. Da kann der Eindruck entstehen, die Politik ziehe so etwas wie in Pakistan einfach ins Kalkül und verlässt sich für Notfälle mit Naturkatastrophen auf die Spendenbereitschaft. Könnte sich da nicht eine Trotzreaktion bei den Menschen im Lande entwickelt haben? Nicht spenden aus Trotz?
– Derzeit diskutieren wir auch rückläufige Realeinkünfte in Deutschland. Andererseits eine hohes Spendenvolumen in Sachen Haiti, außerdem einen wachsenden Bereich an „prekär“- Beschäftigten – Kann es nicht einfach sein, dass spendenwillige Menschen einfach kein Geld mehr „über“ haben?
All dies sind Gründe, die in der Diskussion um die aktuelle Spendenbereitschaft einfliessen sollten, gerade, wenn sie teilweise zynisch anmuten.
Thomas
27 August , 2010
Hallo Auerochse, ich sehe das wie Du. Zusätzlich habe ich mich gewundert, bei welchen Katastrophen an unsere Spendenbereitschaft appelliert wird und bei welchen nicht. Schließlich ist das in Pakistan eine Monsun-Überschwemmung, was macht diese eigentlich so besonders? Auf kann man lesen:
„Der Monsun fordert in Indien jährlich große Opferzahlen. So starben in der Saison 2005 etwa 1300 Menschen durch Flut und Unwetter. Auch 2006 waren zum Stand 31. Juli bereits 480 Opfer zu beklagen. Würde der Monsun jedoch einmal nicht auftreten, hätte das für die Landwirtschaft enorme Folgen. Da die Felder bewässert werden müssten, würde es zu Dürren und Ernteausfälle bis 95 % kommen.
Außergewöhnliche heftige Auswirkungen hatte der Monsun 2007. Etwa 20 Mio. Menschen verloren in Indien, Nepal und Bangladesch ihr Obdach. Allein in den indischen Bundesstaaten Bihar, Uttar Pradesh und Assam starben bis Anfang August mehr als 120 Menschen.
Nach wochenlangen Monsunregenfällen kommt es Ende August 2008 im indischen Bundesstaat Bihar zu über 1,2 Millionen Obdachlosen und mehreren hunderten Toten.“
Ich hab gerade mal im SPON-Archiv nach entsprechenden Spendenaufrufen in den letzten Jahren gesucht, aber nichts gefunden. Da habe ich natürlich den Verdacht, daß die Spendenbereitschaft je nach „unseren geostrategischen Interessen“ mal geweckt werden soll und mal nicht, bin verstimmt und lasse das mit dem Spenden.